Rundwege

zu Sehenswürdigkeiten in und um Mausbach

Feierabendrunde in Mausbach

Ein Rundweg für den erbaulichen Abendspaziergang, entlang der früheren evangelischen Schule (es gab auch mal eine evangelische Kirche in Mausbach), Belustigendem und gewisser Idyllik als auch entlang Resten vorindustriellen Bergbaus. Eingeschlossen sind die Erinnerungsstätten für die Opfer aus Kriegen des 19. und 20. Jahrhunderts.

Im Krieg 1870/71 hatte Mausbach keine Opfer zu beklagen, was der frömmelnde Volksglaube auf die Anwesenheit des Mausbacher Heiligtums zurückführte. Dass es sich dabei um ein ursprünglich Aldenhovensches Heiligtum gehandelt hat, wurde an einem Vinzenztag, nämlich am 22. Januar 1884 festgestellt – man möchte bald meinen wie ausgerechnet: der hl. Vinzenz von Valencia hilft nach katholischem Glauben bei gestohlenen Sachen.

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Die neue evangelische Schule

Textquelle: Chronik der Evangelischen Schule Mausbach

Während seines Bestehens wurde dieses Gebäude vielfältig genutzt. Zuerst war es ausschließlich für den katholischen Schulbetrieb vorgesehen. Ab 1961 wurde eine stetig wachsende Zahl von evangelischen Schülern aufgenommen. Die Einrichtung dieses evangelischen Zweigs der Schule in Mausbach hat eine längere Vorgeschichte, die bis in das Jahr 1953 zurückgeht.

Durch kriegsbedingte Flucht, Vertreibung und später wegen Arbeitssuche bei der Stolberger Industrie wuchs die Anzahl der evangelischen Familien ständig. Bisher waren es die katholischen Volksschulen in Trägerschaft der Katholischen Kirche, die evangelische Schüler aufnahmen. Schon 1953 erging eine Rundfrage an die Eltern zwecks Umschulung ihrer Kinder in die evangelische Schule nach Zweifall, die allerdings zum Landkreis Monschau gehörte. Hiervon machte ein Teil der Erziehungsberechtigten Gebrauch. Schwierigkeiten und Unbequemlichkeiten brachte die lange Anfahrt zur Schule mit sich. In den folgenden Jahren bis 1957 war die Zahl der evangelischen Kinder der Gemeinde Gressenich weiter angewachsen. Die zur Schulgründung vorgeschriebene Zahl von Kindern wurde erreicht.

Am 14. April 1961 wurden zwei Klassen im oberen Stockwerk des Gebäudes der sogenannten "Neuen Schule" der Katholischen Volksschule eingerichtet. Es wurden 69 Schüler in den früheren Werkräumen untergebracht. Im unteren Stockwerk bestand weiterhin der Lehrbetrieb für katholische Schüler. Ab 1968 zog die Unterstufe der Katholischen Volksschule ein und teilte sich das Gebäude vorläufig mit der Evangelischen Grundschule. Seit den 1990er Jahren wurde das Gebäude zum Bürgerhaus und somit für Versammlungen und Feste verschiedener Vereine genutzt.

Fig.

Schule und Bürgerhaus in Mausbach
Schule und Bürgerhaus

Foto: Sammlung Leo Esser

Schulklasse

Foto: Sammlung Gisela Ketteniss

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Wolleklös: Wie entstand dieser Mausbacher Beiname?

Text: Dr. Franz Josef Ingermann
Textquelle: Arnold Ortmanns, Die Geschichte der Pfarre Mausbach (1930); Hubert Koll, Mausbach, Geflüster (2000)

Wölleklös - Decke Bunne - Wöllebunne, wer kennt sie bei uns nicht, die sogenannten Stangenbohnen. Jene Pflanzen in unseren Gärten, die sich an Stangen hochranken, blühen und lange, sichelförmige Schoten entwickeln. Aus diesen Schoten werden später die weißen und bunten Bohnen, die Wölleklös, herausgelöst (jekäffert). Aus diesen Bohnen kochten unsere Mütter und Frauen seit jeher hervorragend schmeckende Gerichte. Überwiegend ist es die bekannte und leckere Bohnensuppe, die beliebte Wölleklöszupp. Wie kommen die Mausbacher an den Beinamen "Wölleklös"?

Wenn man Pfarrer Ortmanns Ausführungen in seiner Broschüre "Die Geschichte der Pfarre Mausbach" glaubt, hat das zunächst mit den Bohnen überhaupt nichts zu tun. Er berichtet von einer großen Verehrung des Heiligen Nikolaus durch die ersten Mausbacher Bürger. Die Fleuther Kapelle, die 1880 abgerissen wurde und an deren Stelle heute ein Stationskreuz steht, sei dem Hl. Nikolaus geweiht gewesen. Bevor es in Mausbach eine Kirche gab, seien in dieser Kapelle für die Anwohner Messen gelesen worden. Man habe auch im Pfarrhaus alte Vereinsfahnen aus dem 16. und 17. Jahrhundert vorgefunden, mit aufgestickten Bildern des Hl. Nikolaus. Daraus schließt er, dass hier der Heilige Nikolaus seit Anbeginn der Besiedlung hoch verehrt wurde.

Da man die Männer mit dem Namen Nikolaus in Mundart Klös nannte, habe man die hiesigen Bewohner Musbicher Klös genannt. Wie daraus im Laufe der Jahre das Wort "Wölleklös" entstanden ist, dürfte mit etwas Fantasie leicht erklärbar sein. Unzweifelhaft hat es mit den genannten Bohnen zu tun. Irgendwann brachte man beides zusammen und so wurde aus den Musbicher Klös "Die Wölleklös". Die Mausbacher haben sich seit jeher nicht an ihrem Beinamen gestoßen oder beleidigt gefühlt. Man fand es eher belustigend und wie wir, so haben auch die Anwohner der Nachbardörfer ihre Beinamen. Soweit die offiziellen Erklärungen zur Entstehungsgeschichte des Namens.

Fig. Karnevalsfigur Wolleklös

Karnevalsfigur Wolleklös

Foto: Sammlung Willi Hamacher (AGM-454-000025-D Dia 332)

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Tilia platyphyllos und Aeseulus hippocastanum

Textquelle: Günter Marenberg, Naturdenkmale im Kreis Aachen (1998)

Denkmalplakette des Landes NRW

Hier am Ende der Dechant-Brock-Straße liegt ein dreieckiger Platz, der als Kinderspielplatz genutzt wird. An der linken Dreiecksseite zur Rothen Gasse stehen fünf Linden (Tilia platyphyllos) und an der hinteren Seite des Dreiecks vier weitere, die als Naturdenkmäler geschützt sind. Diese Linden haben in einem Meter Höhe Stammumfänge zwischen 1,40 m und 1,80 m. Ihre Höhe liegt zwischen 20 m und 22 m. Ursprünglich handelte es sich sogar um 12 geschützte Linden. Drei davon, die sich an der rechten Dreiecksseite des Platzes befanden (Diepenlinchener Straße), mussten 1974 gefällt werden. Als Ersatz wurden an dieser Seite des Platzes vier junge Linden gepflanzt, die nicht geschützt sind.

In der Mitte vor der hinteren Dreiecksseite steht ein schönes steinernes Kreuz, das auf beiden Seiten von je einer Rosskastanie (Aeseulus hippocastanum) eingefasst wird. Diese beiden Rosskastanien sind ebenfalls als Naturdenkmal geschützt. Die beiden Kastanien sind etwa 21 m hoch und haben in einem Meter Höhe jeweils einen Stammumfang von 2,25 m. Ursprünglich handelte es sich um vier geschützte Rosskastanien; zwei davon mussten jedoch am 13. Dezember 1991 wegen einer potentiellen Gefährdung spielender Kinder gefällt werden. Für die beiden gefällten wurden ersatzweise zwei junge Kastanien gepflanzt, die nicht als Naturdenkmal geschützt sind.

Das Kreuz wurde im Jahr 1900 an dieser Stelle aufgestellt. Man kann davon ausgehen, dass zumindest die Rosskastanien zur gleichen Zeit gepflanzt wurden.

Die lateinische Inschrift O Crux, ave, spes unica auf dem Kreuz lautet übersetzt "Sei gegrüßt, oh Kreuz, unsere einzige Hoffnung".

Fig. Kreuz unter den Linden

Kreuz unter den Linden in Mausbach
Historische Situation
Kreuz unter den Linden in Mausbach
Situation 2022

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Kankter Hof – Ein alter Mausbacher Bauernhof

Textquelle: Hubert Koll, Unser Dorf im Wandel der Zeiten (2006)

Der ehemalige Bauernhof Joussen in der Dechant-Brock-Straße zählte zu den ältesten Höfen von Mausbach. Obwohl er sich für viele Generationen im Besitz dieser Familie befand, war er eher unter dem Namen "Kankter Hof" bekannt. Sein letzter Betreiber war Bernhard Joussen (1882-1970), der der Tradition entsprechend den Hofnamen "Kankter Männ" oder "Kankter Ben" trug.

Woher dieser Hofname seinen Ursprung hat, kann nur vermutet werden: Der Hof liegt nämlich an einer Abzweigung der früheren "Essiger Straße" (heute die Dechant-Brock-Straße), also an einem Straßenknick oder einer Kante. Der hiesigen Orts im Rheinischen Fächer mundsprachliche Ausdruck dafür ist "Kank" (vergleiche Ausdrücke wie "Kink" für "Kind", oder "bunk" für "bunt", bei denen das "d" oder "t" zu "k" verschoben wird und es zu Auslautverhärtungen kommt). Daher erhielt das Gebäude den Namen "Kankter Hof" und der jeweilige Besitzer den mundartlichen Hofnamen.

Aus den Kriegstagen im Oktober 1944 wird überliefert, dass sich Bernhard Joussen mit seinem vis-à-vis-Nachbarn Wilhelm Haas versteckte, um der Zwangsevakuierung durch die Amerikaner zu entgehen. Diese Mühe war aber vergeblich, denn die Amerikaner spürten die beiden auf und setzten sie im Haus Wiese am Bernardshammer fest.

Bernhard Joussen war ledig. Er ließ sich bei der Stall- und Hausarbeit von einer Witwe helfen. Auf seinem Hof hielt er eigene Pferde, nahm aber auch Pferde in Pension, wie z. B. zwei Pferde von Hubert Hamacher. Ende der 1960er Jahre wohnte die Familie Hans Esser auf dem Hof. Esser hatte einen Reitbetrieb und eine Anzahl Ponys im Stall des Kankter Hofes stehen. Während der "guten" Jahreszeiten verlieh er an der Badeanstalt in Schevenhütte Ponys. In den 1970er Jahren wanderte Esser mit seiner Familie nach Kanada aus.

Als Bernhard Joussen verstarb, gab es für die Fortführung des Hofs keine Nachfolger. Der Kankter Hof wurde 1979 abgerissen und 1980 begann man mit dem Bau der heutigen Wohnhäuser.

Fig. Franz Hüllenkremer (1968): Siesta [Kankter Hof]

Kankter Hof in Mausbach
Öl auf Leinwand, Original im Mausbacher Pfarrheim

Repro: Haro von Laufenberg

50.762495 N 6.271084 O

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Gaststätte Willms in Diepenlinchen

Gründer der Gaststätte war Johann Peter Willms (1819-1883). Die Wirtschaft betrieb er mit seiner aus Hürtgen stammenden Frau Petronella Winter, die er 1844 heiratete. Nach einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1898 war der Sohn Johann Peter (1855-1921) ebendann Inhaber.

Nach dem Tod von Johann Peter Willms jr. wurde die Gaststätte von seinen unverheirateten Kindern Franz Hubert (1885-1962), Peter Josef (1892-1973) und Odilie Willms (1896-1961) weitergeführt. Die eigentliche "Seele" des Betriebes war aber Odilie Willms. So sagten nicht wenige "Ich jön mich bei Tilche [Odilchen] e Bier drenke".

Die Gastwirte waren sehr religiös und es war zur Tradition geworden, zu Fronleichnam einen Segensaltar herzurichten. Neben dem Gasthaus steht bis heute das Willms-Kreuz. Die Gaststätte von Peter Willms lag auf der Diepenlinchener Straße, etwas unterhalb der Gaststätte von Hubert Willms. Peter Willms war der Neffe von Hubert Willms. Der Volksmund unterschied die Restaurationen durch ihre Lage, d.h. der "untere" Willms (von Peter) und der "obere" Willms (von Hubert), also "öngerschte" und "övverschte" Willms.

Auch ein gemeinsamer Spitzname verband die beiden Gaststätten, und das kam so: Im "övverschte" Willms war es üblich, dass der Wirt den Gästen die Weltnachrichten aus der Zeitung vorlas. Einmal betraf eine Meldung die italienische Region Piemont. Der Wirt sprach "Piemont" als "Pimmong" aus, was allgemeine Heiterkeit auslöste. Somit erhielt die Gaststätte den Spitznamen "övverschte Pimmong" und die Gaststätte Peter Willms analog den Spitznamen "öngerschte Pimmong".

Gastwirte gehörten im 19. Jh. zu den Meliores, der dörflichen Oberschicht, und Konzessionen wurden von der Behörde sparsam ausgegeben. Der Gastwirt hatte dieses Ansehen, da er im Dorf den Saal für öffentliche Veranstaltungen anbieten konnte, was insbesondere das Öffentlichkeitsprinzip in der Rechtspflege und damit das Vertrauen der Bevölkerung in dieselbe beförderte. Öffentliche Verhandlungen wie Verkaufsverhandlungen fanden im 19. Jh. auf dem Land in den Gasthäusern statt und schon im Mittelalter dienten die dörflichen Brauhäuser als Gerichtsstätten. Daher wird auch angenommen, dass die Bezeichnung "Pannhaus" – wie z.B. das Pannhaus in Gressenich oder dies in Eschweiler-Kinzweiler, die beide Gerichtsstätten gewesen sind – für diese Brauhäuser von lateinisch poena "Strafe" abgeleitet ist.

Figg. Postkarten, Gaststätte Willms

Postkarte, Lichtdruck v. P. L. Bachem, Köln
Postkarte, Hub. Fischer, Photogr., Heimbach

Beide Karten aus der Sammlung von Hans Kreitz, Stolberg

50.760838 N 6.281537 O

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Franzosenkreuz; Ein historischer Weißdorn in Mausbach

Textquelle: Matthias Hürtgen, Ein historischer Weißdornbaum in Mausbach (1931); Werner Schindler, Kleindenkmäler, Kapellen und Wegkreuze in Stolberg (Arbeitstitel, 2022)

Bei dem "Franzosenkreuz", das in der Literatur auch den Beinamen "Zum toten Franzosen" trägt, handelt es sich um das älteste bekannte Kriegergefallenen-Denkmal in Mausbach. Errichtet wurde es laut Inschrift im Jahr 1812 und weißt an dieser Stelle auf ein Massengrab gefallener französischer und russisch-preußischer Soldaten hin.

Das Datum der Errichtung ist zweifelhaft. Die Jahreszahl verweist hier möglicherweise, auf Napoleons Niederlage im Russlandfeldzug im Dezember 1812 und den damit verbundenen Rückzug der französischen Armee.

Dem Bericht des Pfarrers und Ortschronisten Ortmanns zufolge kam es im Zuge der sogenannten "Befreiungskriege" 1813 in Mausbach zu einem "Verfolgungskampf". Ein Teil der französischen Truppen, der die alte Römerstraße zwischen Köln, Düren und Aachen zum Rückzug nutzte, wurde hier von dem verbündeten russisch-preußischen Heer eingeholt. Die Gefallenen des Kampfes wurden in einem Massengrab begraben. Auf dem Grab wurde ein Holzkreuz aufgestellt und ein Weißdornstrauch, der Jahrzehnte unter Naturschutz stand, gepflanzt.

Im Zuge einer Renovierung des Denkmals 1985 musste der Baum entfernt werden und auch das alte Holzkreuz wurde durch ein neues Kreuz, das der Tischlermeister Erich Kutsch stiftete, ersetzt. Die Höhe des neuen Kreuzes beträgt 230 cm und die Breite 100 cm. Der Korpus aus Metall wurde beibehalten. Das Emaille-Schild mit der Inschrift "INRI" wurde durch ein Metallplättchen ersetzt und am Kreuzfuß ein Querholz mit der Inschrift "Franzosen Kreuz 1812" angebracht.

Fig. Franzosenkreuz vor Weißdorn

Franzosenkreuz vor Weißdorn

Foto: Sammlung Leo Esser

50.761295 N 6.283046 O

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Familie Imdorf – Eine jüdische Familie aus Mausbach

Textquelle: Dr. Franz Josef Ingermann

Die Familie des Josef Imdorf war eine Mausbacher Familie mit jüdischer Religionszugehörigkeit. Sie hatte viele Verwandte gleichen Namens und gleicher Religion in Gressenich. An den Leidensweg der Familie in der Nazi-Zeit soll mit der Namensgebung des Weges als "Familie Imdorf Weg" im Jahre 2003 erinnert werden. Ihr Wohnhaus war die Nr. 33 in der Gressenicher Straße. Dort wurden im November 2016 sogenannte Stolpersteine zum Gedenken an das Schicksal der Familie verlegt.

Martha Imdorf betrieb in ihrem Wohnhaus einen kleinen Textilladen. Ihr Ehemann Josef arbeitete hauptsächlich als Maler. Als solcher hat er damals auch am kunstvollen Innenanstrich der Mausbacher Pfarrkirche mitgewirkt.

Martha Imdorf verstarb bereits im Dezember 1940, und zwar nicht nur infolge eines körperlichen Gebrechens, sondern auch aus Gram über ihre familiäre Situation unter dem Druck des Nazi-Regimes. Ihre beiden Söhne Erich und Walter konnten noch 1939, ein Jahr vor dem Tod ihrer Mutter, nach Palästina fliehen. Sie waren zu dieser Zeit 16 bzw. 14 Jahre alt. Marthas Ehemann Josef blieb nach der Flucht der beiden Söhne und dem Tod seiner Ehefrau mit dem jüngsten Sohn Helmut alleine in Mausbach zurück. Durch die Nazis entrechtet und drangsaliert, versuchte Josef Imdorf, sich und seinen Sohn weiterhin mit Malerarbeiten über Wasser zu halten.

Der Vater und sein damals erst vierzehn Jahre alter Sohn wurden jedoch sehr bald, nämlich 1941, von Nazis in ein Stolberger Lager gebracht und interniert. Dort waren Willkür, Hunger und Quälerei der Gefangenen allgegenwärtig. 1942 wurden Josef Imdorf und sein Sohn Helmut in ein Vernichtungslager gebracht und dort ermordet. Es wird vermutet, dass es sich dabei um ein Lager bei Graudenz (Polen) gehandelt hat.

Figg. Familie Imdorf

Helmut, Erich und Walter Imdorf
Helmut, Erich und Walter Imdorf

Foto: Weckauff, Aachen

Martha und Joseph Imdorf
Martha und Joseph Imdorf

50.754951 N 6.282912 O

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Kriegerdenkmal – erinnert an Weltkriege und Naziherrschaft

Textquelle: Blauer Bund e.V., Dr. Franz-Josef Ingermann und Reiner L. Sauer

In jedem der fünf Dörfer der Gemeinde Gressenich wurde 1923 ein Denkmal errichtet oder eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges angebracht. Der heutige Ehrenfriedhof erinnert mit seinen 95 deutschen Kriegstoten an die furchtbaren Kämpfe 1944-1945 im Raum Mausbach, Weißenberg, Werth, Gressenich und Schevenhütte. 129 Mausbacher Männer, Frauen und Kinder ließen ihr Leben im Krieg.

In den Jahren 1962 und 1963 hat die damalige Gemeinde Gressenich die Ehrenanlage ausbauen und neu gestalten lassen. Dies erfolgte mit Unterstützung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Es wurde nachträglich noch eine Inschrift ["verschollen"] für die in Konzentrationslagern ermordeten Opfer der jüdischen Familie Imdorf angebracht.

Fig. Kriegerdenkmal von 1923 in Mausbach, Aufnahme von 1927

Kriegerdenkmal von 1923

Foto: Jakob Faensen, Sammlung Hans Kreitz

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Kriegsgräberstätte vs. Kriegerdenkmal

Text: Haro von Laufenberg

Der im Stil der Zeit Staat, Nation und Krieg verherrlichende Bau von 1923 wurde, wie Fotos aus den 1950er Jahren zeigen, mit einer deutlich konfessionellen Note restauriert. Offenbar war das anfangs krönende Kreuz ein Tatzenkreuz (als "Eisernes Kreuz" eine Kriegsauszeichnung). Dieses wurde durch ein überdimensioniertes Lateinisches Kreuz ersetzt. Das Epitaph von 1963, für das auch die Grablegen neu geordnet worden sind, folgt dieser Note durch die drei Kreuze auf dem Avers, die drei Kreuze auf Golgatha, Lk. 23, 26-42: Sieg der Sünde und Sieg der Herrlichkeit der Gnade zwischen dem die Vergebung in Jesus Christus. Gegenüber den zumindest zwei auf der Stele gedachten Opfern der Judenverfolgung in der Gemeinde Gressenich wenigstens unpassend, in der Nüchternheit seiner Gestaltung, dem geschwungenen Aufweg statt der steilen Treppen und im Tenor der Inschrift indes weniger heldenverehrend.

Dr. Franz Josef Ingermann wies die Gemeinde im März 2021 darauf hin, dass die Inschrift auf der Stele den jüdischen Opfern nicht gerecht wird. So sind nicht Josef und Erich Imdorf verschollen, wie es auf der Stele geheißen hat, sondern Josef Imdorf und sein Sohn Helmut wurden deportiert und im KZ Grudziądz (deutsch: Graudenz) im nördlichen Zentralpolen, ein Außenlager des KZ Stutthof, ermordet. Den Söhnen Erich und Walter gelang die Flucht nach Palästina. Überhaupt soll die Erinnerung an jüdische Opfer auf dem "Kriegerdenkmal" zumindest zunächst auf wenig Gegenliebe gestoßen sein. Mittlerweile, im Jahr 2023, ist jedoch eine Berichtigung erfolgt, indes nach wie vor unter dem Golgatha-Kreuz.

Nicht erinnert wird an andere Verbrechen wie etwa das unabhängig voneinander beobachtete Endphaseverbrechen der Henkung von polnischen Zwangsarbeitern am Gressenicher Rathaus.

Auch mag mit heutigem Wissen die Bezeichnung "Kriegerdenkmal" oder "Ehrenmal", auf dem Schild nebenan am Schulwald wiederholt, irritieren. Denn zwischen einem Krieger und einem eingezogenen Wehrpflichtigen bestehen doch erhebliche Unterschiede, und heute wird es überwiegend in Frage gestellt, ob es eine Ehre gewesen ist, für Adolf Hitler oder für Wilhelm von Preußen zu sterben.

Figg.

Kriegerdenkmal, 1953
Kriegerdenkmal 1953
Kriegerdenkmal, 1955
Kriegerdenkmal 1955
Kriegsgräberstätte 2022
Kriegsgräberstätte 2022

Foto: Haro von Laufenberg

Kriegsgräber 2022
Kriegsgräber 2022

Foto: Haro von Laufenberg

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Die Gräber tragen folgende Namen:

Bausch, Wilhelm (1913-1944) Bengel, Peter Josef (1882-1945) Berzborn, Wilhelm (1914-1947) Bildstein, Wilhelm (1860-1944) Bindemann, Arnold Wilhelm (1914-1944) Buchta, Stephan (1907-1944) Buchweitz, Kurt Ernst Franz (1919-1944) Bues, Wilhelm (1906-1944) Buss, Friedrich (1926-1944) Classen, Bernhard (1884-1944) Cremer, Wilhelm Jakob (1900-1945) Dehnz, Reinhold (1907-1944) Denstorf, Hermann Albert (1922-1944) Elmers, Gustav (1915-1944) Esser, Peter (1908-1944) Franzen, Margarethe (1873-1944) Gilde, Heinrich (1925-1944) Gottwald, Karl (1911-1944) Gumm, Rudolf (1924-1944) Hamacher, Catharina (1899-1944) Hampel, Erich (1910-1944) Heidbüchel, Peter (1885-1917) Heimann, Georg (1911-1944) Heinrich, Eduard (1923-1944) Herfurth, Kurt (1916-1944) Herzog, Martin (1903-1944) Hilgers, Josef (1895-1944) Huber, Leopold (1912-1944) Hunke, Kurt (1923-ca 1944) Kleppir (-1944) Klotz, Wilhelm (1926-1945) Kock, Günter (-1944) Korla, Erich (1909-1944) Kowsky, Reinhold (1918-1944) Krüger, Günter (1925-1944) Kuchem, Gertrude (1903-1944) Küpper, Johannes Günter (1931-1944) Kutschatz, Alphons (1925-1944) Lenzen, Johannes (1902-1945) Lotz, Karl (1905-1944) Luckard, Eduard (1922-1944) Meissner, Hans (1926-1944) Moser, Karl (1925-1944) Müller, Erich (1906-1944) Müller, Heinrich Josef (1904-1945) Neffgen, Peter Engelbert (1867-1944) Nellessen, Peter (1896-1921) Nessau, Heinrich (1923-1944) unbekannte Soldaten (6) von Ostrowski, Karl (1926-1944) Peters, Adam (1907-1944) Plociennik, Leo (1919-1944) Roeb, Josephine (1915-1944) Rösseler, Franz (1890-1916) Ruseler, Günter (1925-1944) Scheepers, Josef senior (1874-1944) Schlepütz, Maria Josephina (1885-1944) Schmidt, Karl (1917-1944) Schmidt, Karl (1924-1944) Schneidereit, Werner (1923-1944) Sieglar, Franz (1925-1946) Sonntag, Heinrich Richard August (1899-1944) Sonntag, Josef (1900-1940) Stolberger, Ludwig (1880-1918) Streich, Erich (1921-1944) Struhs, Gerhard (1908-1944) Tilsner, Emil (1908-1944) Vassen, Wilhelm (1910-1944) Vogts, Wilhelm (1872-1944) Wagemann, Peter (1901-1944) Wegner, Bruno (1922-1944) Wendel, Heinrich (1924-1944) Wirtz, Erich (1940-1945) Zwieauer, Leopold (1914-1944).

Ferner wären, wie auch aus dem Foto oben ersichtlich, zu gedenken: Gertrud Joussem und Wilhelm Keitel.

50.754842 N 6.282397 O

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Pingen und Packen – Bergbautechnik der früheren Zeit

Textquelle: Franz Dunkel, Das Erzbergwerk "Diepenlinchen" (1980), S. 59-89

Gegenstand des alten "Pingen- und Packen-Bergbaus" im Stolberger Revier war neben Kohle, Blei- und Eisenerzen insbesondere das Galmeierz. Letzteres machte die Messingherstellung erst möglich.

Der Bergbau auf Eisen, Blei und Galmei lässt sich in diesem Raum bis in die Römerzeit zurückverfolgen. Die Bezeichnung "Pingen und Packen" bezieht sich einerseits auf die Art und Weise der Grubenverleihung, der sogenannten "Packenberechtigung", sowie andererseits auf die nach Schließung der Grubenbetriebe zurückbleibenden Bodenvertiefungen ("Pingen").

Im alten "Pingen- und Packen-Bergbau" wurde das anstehende Galmeierz, das meistens nur bis wenige Meter unter den Grundwasserspiegel reichte, im Tagebau erschlossen. Bei den nur gering entwickelten technischen Hilfsmitteln der damaligen Zeit wurden in trockenen Jahren Abbautiefen von 40 bis 50 Metern erreicht. Diese Art des Bergbaus wurde überwiegend im Eigenlöhnerbetrieb durchgeführt.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die meisten Galmeilagerstätten im Stolberger Raum bereits weitestgehend abgebaut. Um den Galmeibedarf der ständig wachsenden Stolberger Metallindustrie zu decken, mussten größere Mengen an Erz gefördert werden, wodurch ein Vorrücken in zunehmende Abbautiefen erforderlich wurde. Diese Entwicklung führte um die Mitte des 19. Jahrhunderts zum industriellen Tiefbaubetrieb auf dem Grubenfeld "Diepenlinchen" (vgl. Montanhistorischer Rundweg).

Fig.

Pingen Breinigerberg
Symbolfoto aus Breinigerberg
Karte Mausbacher Feierabendrunde
  • Kennfarbe
  • 3,3 km
  • 1,5 - 2 Std.
Projektkatalog