Hausfiguren und Hauszeichen in Stolberg Formen der Indentitätsstiftung
Historisch ist der Katholizismus ein Wert, der, andere Erscheinungen aufgesogen, Regionen und auch Nationen in Europa ungeachtet der Kriege untereinander verbunden hat. Identitätsstiftend ist die Volksfrömmigkeit gewesen, die sich in der Heiligenverehrung und solcherweise auch in christlich annotierten Hausfiguren ausgedrückt hat. Heute wird oft von der "Verteidigung unserer Werte" gesprochen. Der Katholizismus spielt dabei keine Rolle mehr und so ist auch das Phänomen der Hausfiguren bedroht. Daher soll demselben hier eine denkmal- und brauchtumspflegerische Aufmerksamkeit gewidmet sein.
Zugleich werden Hauszeichen erfasst, die auf weltliche Funktionen hinweisen. So etwa für das "Pannhaus" (oder: "Pannes"), womit das Brauhaus nach seiner parallelen und des Öffentlichkeitsprinzips wegen verbindenden Funktion als Gerichtsstätte (von lat. poena "Strafe") bezeichnet worden ist, oder für den Freibauern-Hof, die Schmiede pp. Ferner solche, die Repräsentations-, Legitimations- oder Traditionsanzeigen dienten.
Mitmachen und Hausfigur/Hauszeichen in Stolberg melden ...
Breinig
Alt Breinig 76
Baudenkmal
Bruchstein mit Ziegelaufbau (evtl. ursprügl. Fachwerk), schmaler Anbau zur Winkelhofanlage mit Haus Nr. 78, dieses lt. Inschrift auf Schlussstein von 1739. Über dem Türsturz Nr. 76 Keilstein aus Blaustein mit Drei-Nagel-Kruzifix[*], Aufschrift unten "ANNO / 1824".
[*] Seit dem 13. Jh. vorherrschende Ikonographie der Kreuzigung Christi mit zwei Nägeln für die Hände und einem Nagel für beide, übereinandergeschlagene Füße (2:1). Vermutl. beeinflusst durch das Turiner Grabtuch (1206). Seit dem Barock und vor allem in der Aufbruchstimmung nach dem Zweiten Weltkrieg wird dieser Typ mitunter zugunsten des Vier-Nagel-Kruzifix (2:2) wie in der Romanik aufgegeben.
Büsbach
Hostetstraße 27
Baudenkmal
Traufenhäuser aus Bruchstein, Nr. 27 mit Schlussstein im Maßwerk des Eingangs aus Haustein, Inschrift: "AO 1784" / Initialen "H · H" / Christusmonogramm "IHS"[1] mit lat. Kreuz und drei Kreuznägeln[2] / Initialen "M · C · K". Scheunenanbau (Nr. 31, vermutl. zusammenhängend mit Haus Nr. 29) a1900, Haus Nr. 29 im Türeingang Schlussstein mit floralem Schmuckelement (vermutl. 20. Jh.).
[1] IHS = Jesus, oder: Iesus Hominum Salvator "Jesus, Erlöser der Menschen", volksetymologische Deutung häufig: "Jesus, Heiland, Seligmacher"
[2] Kreuznägel = Passionswerkzeuge, nach der seit dem 13. Jh. vorherrschenden Ikonographie des Drei-Nagel-Kruzifix (2:1). Erst im Barock und in neuester Zeit (insbes. Zeit der Aufbruchstimmung) kommt mitunter wieder das Vier-Nagel-Kruzifix (2:2) wie in der Romanik vor.
Hostetstraße 42
Baudenkmal
Giebelständige, vierseitig geschlossene Hofanlage, Bruchstein, Aufbauten innen ursprünglich Fachwerk. Hist. Freibauer[1]-Lehen der Abtei Kornelimünster.
Schlussstein im Torbogen außen (N): In geschweiftem Schild Inschrift "1700" / Initialen "W.[ilhelm?] · O.[stländer]" / "R S", Spaten gekreuzt mit Schwert [Degen, Frühform Pallasch][2] begleitet von "R M". Ausmalung modern.
Schlussstein im Maßwerk des Eingangs zum Wohnhaus innen (W): In geschweiftem Schild Inschrift "AO · 1700" / Initialen "W.[ilhelm?] · O.[stländer]", Spaten gekreuzt mit Schwert [Degen, Frühform Pallasch][2] begleitet von "R M", im Schildfuß florales Element = vierblättrige stilisierte (christliche) Rose[3]. Ausmalung modern.
[1] Freibauer = vom Grundherrn in keinem direkten persönlichen Abhängigkeitsverhältnis stehender, dem Landesherrn indes steuer- und kriegsdienstpflichtiger Bauer
[2] Spaten gekreuzt mit Schwert = Emblem der Freibauernschaft
[3] Rose = in der christl. Ikonographie vierblättrig im Gegensatz zur fünfblättrigen heraldischen Rose
Hinweise zur Hausbaugeschichte: Architekt Dahmen (Büsbach), 2024.
Hostetstraße 46-50
Baudenkmal
Hofanlage aus Bruchstein.
Hostetstraße 46, giebelständig, in der Türeinfassung aus Blaustein Schlussstein mit Relief: In schlichter Kartusche "A O / 17 81 / I · K" / Christusmonogram "IHS"[1] mit lat. Kreuz und drei Kreuznägeln[2] in Strahlenkranz[3] / "A · M · P".
Hostetstraße 50, giebelständig: Vergitterte Konche aus Blaustein, oben mit Sternlilie[4] belegt, über Türsturz aus Eiche, darin Figur der Schutzmantelmadonna (Ende 18./Anfang, 1. Drittel 19. Jh. ?), bemalt (in den Proportionen Ähnlichkeit zu Pièta, Fleuther Kapelle).
[1] IHS = Jesus, oder: Iesus Hominum Salvator "Jesus, Erlöser der Menschen", volksetymologische Deutung häufig: "Jesus, Heiland, Seligmacher"
[2] Kreuznägel = Passionswerkzeuge, nach der seit dem 13. Jh. vorherrschenden Ikonographie des Drei-Nagel-Kruzifix (2:1). Erst im Barock und in neuester Zeit (insbes. Zeit der Aufbruchstimmung) kommt mitunter wieder das Vier-Nagel-Kruzifix (2:2) wie in der Romanik vor.
[3] Strahlenkranz = vom Leib Christi ausgehender Glanz
[4] Sternlilie = Lilie, Attribut der jungfräulichen Gottesmutter Maria
Hostetstraße 76
Im Bruchstein-Mauerwerk des giebelständigen Bauteils etwa in Stockhöhe eingelassener Blaustein mit Relief: Schild, darin "AO 16 / 83 / [= Herz Jesu]".
Hostetstraße 90
Baudenkmal
Traufenhaus aus Bruchstein, zwischen Türsturz und Fenstersims oben muschelförmig ausgeführte, vergitterte Konche mit Mutter mit Kind, Guss.
Dorff
Krauthausener Straße 1
Baudenkmal
Ursprüngl. wohl Kapelle in später profaner Nutzung[1], im direkten Anbau evtl. Backhaus[2], wildes Bruchstein-Mauerwerk, im Türsturz Keilstein mit Relief: "AO · 1756" / "DER HERR WIRT / ES VERSEHEN [3]" / in Kreisfläche achtstrahliger Stern[4], darin "IHS"[5] mit lat. Kreuz. (Cf. achtstrahliger Stern Eifelstraße 96.)
[1] Werner Schindler: Stolbergs Wegekreuze, Kapellen ... Stolberg: Stolberger Heimat- u. Geschichtsverein (Zeugen der Geschichte u. Geschichten Bd. 36). S. 143.
[2] Hinweisgeberin: Nachbarin
[3] DER HERR WIRT ES VERSEHEN = Titel eines Kirchenlieds (= erster Vers) — Bei W. Schindler aaO. heißt es: "Der Herr wird es verstehen". Evtl. Korrektoratsfehler, jedenfalls völlig andere Sinnstiftung; wie das Foto zeigt, ist indes zwischen "S" und "E" in "VERSEHEN" kein Platz für ein zusätzliches "T".
[4] Achtstrahliger Stern = allg. Symbol für die jungfräuliche Gottesmutter Maria, die auf dem Meer des Lebens als Stella maris "Meeresstern" die Richtung weist / Stern von Bethlehem, der die Weisen zur Krippe führt (Mt 2,2); hier in Verbindung mit "IHS" auch das vom Jesuitenorden als Emblem benutzte Symbol Christi mit dem von dessen Leib ausgehendem Glanz (Strahlenkranz)
[5] IHS = Jesus, oder: Iesus Hominum Salvator "Jesus, Erlöser der Menschen", volksetymologische Deutung häufig: "Jesus, Heiland, Seligmacher"
Krauthausener Straße 3
Baudenkmal
Traufständiges Bruchsteinhaus, wildes Mauerwerk = Anbau/Ausbau von 1774 an Stall aus dem 16. Jh., Schlussstein im Türsturz mit Relief "1774" / "IHS[1] mit lat. Keuz und drei Kreuznägeln[2] / Initialen "I · P · K" / "E · P".
[1] IHS = Jesus, oder: Iesus Hominum Salvator "Jesus, Erlöser der Menschen", volksetymologische Deutung häufig: "Jesus, Heiland, Seligmacher"
[2] Kreuznägel = Passionswerkzeuge, nach der seit dem 13. Jh. vorherrschenden Ikonographie des Drei-Nagel-Kruzifix (2:1). Erst im Barock und in neuester Zeit (insbes. Zeit der Aufbruchstimmung) kommt mitunter wieder das Vier-Nagel-Kruzifix (2:2) wie in der Romanik vor.
Marienstraße 12
Baudenkmal
Zur Marienstraße traufständiger Bau aus Bruchstein, in vermauertem Torbogen, Mauerwerk erneuert (vgl. Mauerzeichen (Steinmetz-/Maurerzeichen) über dem Schlussstein mit dem Dorfstraße 49), Keilstein aus Blaustein mit Relief: in Sonne/Strahlenkranz[1] Monogramm "IHS"[2], lat. Kreuz, drei Kreuznägel[3], Inschrift über dem Relief "ANO / 1827", unter dem Relief "H T / C E G".
[1] Sonne/Strahlenkranz = vom Leib Christi ausgehender Glanz, iVm. "IHS" = Jesuitenemblem.
[2] IHS = Jesus, oder: Iesus Hominum Salvator "Jesus, Erlöser der Menschen", volksetymologische Deutung häufig: "Jesus, Heiland, Seligmacher"
[3] Kreuznägel = Passionswerkzeuge, nach der seit dem 13. Jh. vorherrschenden Ikonographie des Drei-Nagel-Kruzifix (2:1). Erst im Barock und in neuester Zeit (insbes. Zeit der Aufbruchstimmung) kommt mitunter wieder das Vier-Nagel-Kruzifix (2:2) wie in der Romanik vor.
Pfarrer-Gau-Straße 11
Baudenkmal
Traufständiger Bruchsteinbau mit Türeinfassung aus Blaustein-Hauwerk. Im Türsturz Relief: In doppeltem Strahlenkranz[1] Monogramm "IHS"[2] mit Herz [= Herz Jesu] und drei Kreuznägeln[3], vom äußeren Strahlenkranz getrennt in Kartuschen "1835" / Schmiedewerkzeuge: Zange und Hammer, Amboss / in Kartuschen Initialen "E.B." "E.B."
[1] Strahlenkranz = vom Leib Christi ausgehender Glanz, iVm. "IHS" = Jesuitenemblem.
[2] IHS = Jesus, oder: Iesus Hominum Salvator "Jesus, Erlöser der Menschen", volksetymologische Deutung häufig: "Jesus, Heiland, Seligmacher"
[3] Kreuznägel = Passionswerkzeuge, nach der seit dem 13. Jh. vorherrschenden Ikonographie des Drei-Nagel-Kruzifix (2:1). Erst im Barock und in neuester Zeit (insbes. Zeit der Aufbruchstimmung) kommt mitunter wieder das Vier-Nagel-Kruzifix (2:2) wie in der Romanik vor.
Pfarrer-Gau-Straße 14
Traufständiger Bruchsteinbau mit Schlussstein in (aktuell) Fenstereinfassung, Inschrift: "1784" / Monogramm "IHS"[1] mit drei Kreuznägeln[2], Ausmalung modern.
[1] IHS = Jesus, oder: Iesus Hominum Salvator "Jesus, Erlöser der Menschen", volksetymologische Deutung häufig: "Jesus, Heiland, Seligmacher"
[2] Kreuznägel = Passionswerkzeuge, nach der seit dem 13. Jh. vorherrschenden Ikonographie des Drei-Nagel-Kruzifix (2:1). Erst im Barock und in neuester Zeit (insbes. Zeit der Aufbruchstimmung) kommt mitunter wieder das Vier-Nagel-Kruzifix (2:2) wie in der Romanik vor.
Pfarrer-Gau-Straße 26-26a
Baudenkmal
Vierseitige Hofanlage, Bruchstein, Fachwerk, Ziegel. Im Torbogen Schlussstein "AO 1648".
Türeinfassung im Innenhof NW, Schlussstein mit Relief: In geschweiftem Schild "AO 1695" / Maischkrücke gekreuzt mit Malzschaufel, unten begleitet von Initialen "G" und "R". Dem Zeichen nach wurde also 1695 in diesem Gebäude Bier gebraut. (Cf. Brauhäuser Römerstraße 18, Krewinkel 24.)
Schlussstein im Torbogen im Innenhof SW mit Relief: "ANNO · 1784" / in 20-stahligem Kranz/Sonne[1] "IHS"[2] mit lat. Kreuz und drei Kreuznägeln[3] / Initialen "W B · M C R".
[1] Strahlenkranz = vom Leib Christi ausgehender Glanz, iVm. "IHS" = Jesuitenemblem.
[2] IHS = Jesus, oder: Iesus Hominum Salvator "Jesus, Erlöser der Menschen", volksetymologische Deutung häufig: "Jesus, Heiland, Seligmacher"
[3] Kreuznägel = Passionswerkzeuge, nach der seit dem 13. Jh. vorherrschenden Ikonographie des Drei-Nagel-Kruzifix (2:1). Erst im Barock und in neuester Zeit (insbes. Zeit der Aufbruchstimmung) kommt mitunter wieder das Vier-Nagel-Kruzifix (2:2) wie in der Romanik vor.
Pfarrer-Gau-Straße 27
Winkelhofanlage aus Bruchstein, giebelständiges Wohnhaus. Im Winkel Einfassung für Tor aus Blaustein, Schlussstein mit ursprüngl. eingefärbter Kartusche mit Relief: "1827" / in Loberkranz "IHS"[1] mit lat. Kreuz, Herz[2] und drei Kreuznägeln[3] / Initialen (undeutl.) "T · R · ... [?] / M · S · B".
[1] IHS = Jesus, oder: Iesus Hominum Salvator "Jesus, Erlöser der Menschen", volksetymologische Deutung häufig: "Jesus, Heiland, Seligmacher"
[2] Herz = Herz Jesu
[3] Kreuznägel = Passionswerkzeuge, nach der seit dem 13. Jh. vorherrschenden Ikonographie des Drei-Nagel-Kruzifix (2:1). Erst im Barock und in neuester Zeit (insbes. Zeit der Aufbruchstimmung) kommt mitunter wieder das Vier-Nagel-Kruzifix (2:2) wie in der Romanik vor.
Gressenich
Auf der Eiche 13
Traufständiger Bruchsteinbau mit Blaustein-Türeinfassung, diese bekrönt mit Gesims mit friesartiger Verzierung mit zwei großen Rauten, Relief: Initialen "W M / E K", Monogramm "IHS"[1] mit lat. Kreuz und drei Kreuznägeln[2], "1863".
[1] IHS = Jesus, oder: Iesus Hominum Salvator "Jesus, Erlöser der Menschen", volksetymologische Deutung häufig: "Jesus, Heiland, Seligmacher"
[2] Kreuznägel = Passionswerkzeuge, nach der seit dem 13. Jh. vorherrschenden Ikonographie des Drei-Nagel-Kruzifix (2:1). Erst im Barock und in neuester Zeit (insbes. Zeit der Aufbruchstimmung) kommt mitunter wieder das Vier-Nagel-Kruzifix (2:2) wie in der Romanik vor.
Gracht 27-29
Baudenkmal
Im Ursprung mittelalterlicher Bruchsteinbau, zum Privatweg traufständig, zum öffentlichen Raum giebelständig. An der Stirnseite eines zum Dach hochragenden Mauervorsprungs an der Traufseite nördlich des Eingangs eingelassene, relativ große Konche mit entsprechend großer Madonna mit Kind, Guss evtl. 19. Jh. (?). Figur beschädigt, mit dem Plastik-Puppen-Kopf für das Jesuskind nicht unbedingt sachgerecht restauriert.
Gracht 27-29 ist das älteste erhaltene Haus in Gressenich, ursprüngl. wohl wasserbewehrte Hofanlage, 1377 Ersterwähnung als Lehen der Abtei Kornelimünster.[*] Der Mauervorsprung mit der Nische erscheint wie als Rest einer ursprünglichen, vielleicht schon mit dem Besitzübergang an Nichtadelige (sicher vor 1600) abgetragenen Umfassungsmauer, die nach außen den Eindruck einer kompakten vierflügeligen Anlage vermittelt haben könnte. Also könnte die Konche erst später eingelassen worden sein.
[*] Willi Frentz: 842 Crasciniacum – 1992 Gressenich; Eine Ortschronik. Hrsg. Reinhold Scholl. Gressenicher Ortsvereine. Eschweiler: 1992. S. 51, 85f.
Römerstraße 8
Baudenkmal
Traufenhaus aus Bruchstein. Blaustein-Türeinfassung mit Keilstein, Relief: Monogramm "IHS"[1] mit lat. Kreuz, Herz[2] und drei Kreuznägeln[3]. Inschrift "AO · 1781 / DB·AN·B".
[1] IHS = Jesus, oder: Iesus Hominum Salvator "Jesus, Erlöser der Menschen", volksetymologische Deutung häufig: "Jesus, Heiland, Seligmacher"
[2] Herz = Herz Jesu
[3] Kreuznägel = Passionswerkzeuge, nach der seit dem 13. Jh. vorherrschenden Ikonographie des Drei-Nagel-Kruzifix (2:1). Erst im Barock und in neuester Zeit (insbes. Zeit der Aufbruchstimmung) kommt mitunter wieder das Vier-Nagel-Kruzifix (2:2) wie in der Romanik vor.
Römerstraße 18
Traufenhaus aus Bruchstein, Schlusssteine Blaustein.
Keilstein im Türsturz: Rose auf Lilie (grundsätzlich: beide Symbole für die Gottesmutter Jungfrau Maria), Ornamentik in barockem Stil – noch keine weitere Bestimmung gelungen.
Keilstein im Torbogen: Schild, darin "ANNO 1700" / undeutlich: Maischkrücke gekreuzt mit ...(?) und begleitet mittig von zwei Kartuschen (?).
Das Gebäude im hinteren Bereich ist als Platz eines der beiden in Gressenich von spätestens 1336 bis weit in die Neuzeit bestehenden Brauhäuser bekannt. Insofern wird das Zeichen als Maischkrücke mit Malzschaufel gekreuzt für das der Brauer zu lesen sein. (Dorff, Pfarrer-Gau-Str. 26, Mausbach, Krewinkel 24)
Die Brauhäuser wurden üblicherweise zugleich als Gerichtsgebäude benutzt, weil das Brauhaus zum Publikumsverkehr bestimmt war und so auch seiner Größe wegen die Öffentlichkeit zur Legitimation der Gerichtsverhandlung sicherstellte. Danach die Bezeichnung "Pannhaus" von lat. poena "Strafe". Dieses hier diente archäologischen Funden in der Beschreibung von 1937 nach wohl auch als Gefängnis.
Willi Frentz: 842 Crasciniacum – 1992 Gressenich; Eine Ortschronik. Hrsg. Reinhold Scholl. Gressenicher Ortsvereine. Eschweiler: 1992. S. 38-42, 82f.
Römerstraße 54
Traufenhaus aus Bruchstein mit Herz-Jesu-Figur in Nische über Sturz der giebelseitigen Haustür, Einfassung der Nische modern erneuert.
Die Figur ist typisch für die Zeit des Kulturkampfes (Konflikt Staat/Kirche 1870-1884/87) als Postulat katholischen Bekenntnisses gegen den preußischen Staat. (Cf. Döllscheidter Straße 2, Jägerhausstraße 23.)
Standorthinweis: Herbert Reimer
Mausbach
Dechant-Brock-Straße 6
Traufenhaus aus Bruchstein. In mit getünchtem Blaustein eingefasster Nische über der Haustür Schutzmantelmadonna in blauem Mantel.
Eine frühere Figur ist zerbrochen, die heute sichtbare wurde vor ca. 30 Jahren eingesetzt, stammt von einem Flohmarkt und ist mithin unbekannter Herkunft.
Standorthinweis: Herbert Reimer
Dechant-Brock-Straße 15
Traufenhaus aus Bruchstein, Keilstein im Deckstein einer Fenstereinrahmung aus Blaustein ursprünglich partiell blauschwarz eingefärbt (?), umlaufendes Farbband, oben eingelassen "A[...] 1835", mittig in eingefärbtem Kreis Strahlenkranz mit Monogramm "IHS"[1] mit lat. Kreuz und drei Kreuznägeln[2], unter dem Monogramm in eingefärbtem Streifen Inschrift "W F […] / A M F [...]".
Dem Mauerwerk nach zu urteilen ist der Deckstein ursprünglich der einer Türeinfassung an derselben Stelle gewesen.
[1] IHS = Jesus, oder: Iesus Hominum Salvator "Jesus, Erlöser der Menschen", volksetymologische Deutung häufig: "Jesus, Heiland, Seligmacher"; in Strahlenkranz = Jesuitenemblem.
[2] Kreuznägel = Passionswerkzeuge, nach der seit dem 13. Jh. vorherrschenden Ikonographie des Drei-Nagel-Kruzifix (2:1). Erst im Barock und in neuester Zeit (insbes. Zeit der Aufbruchstimmung) kommt mitunter wieder das Vier-Nagel-Kruzifix (2:2) wie in der Romanik vor.
Dechant-Brock-Straße 27
Giebelständiger Bruchsteinbau. In erneuertem Türsturz auf der Traufseite nach Nord (im vermutl. Erweiterungsbau) eingelassener Blaustein-Schlussstein: Inschrift oben "1833", mittig in Vertiefung Relief mit Sonne = 12-strahliger Stern[1], darin Monogramm "IHS"[2] mit lat. Kreuz und drei Kreuznägeln[3], unten Inschrift "C·B:G·B".
[1] Sonne/Stern = Symbol für den vom Leib Christi ausgehenden Glanz / 12 Apostel, Künder des Christentums; iVm. "IHS" = Jesuitenemblem.
[2] IHS = Jesus, oder: Iesus Hominum Salvator "Jesus, Erlöser der Menschen", volksetymologische Deutung häufig: "Jesus, Heiland, Seligmacher"
[3| Kreuznägel = Passionswerkzeuge, nach der seit dem 13. Jh. vorherrschenden Ikonographie des Drei-Nagel-Kruzifix (2:1). Erst im Barock und in neuester Zeit (insbes. Zeit der Aufbruchstimmung) kommt mitunter wieder das Vier-Nagel-Kruzifix (2:2) wie in der Romanik vor.
Dechant-Brock-Straße 35
Betende Madonna Immaculata[1] in einem in das Mauerwerk nicht eingelassenem, sondern auf modernem Rauputz aufgebrachtem "Kapellche"[2].
[1] Immaculata = Unbefleckte
[2] Kapellche = Diminutiv von "Kapelle", volkstümlich für die Konche mit Heiligenfigur
Standorthinweis: Stephan Kreutz
Dechant-Brock-Straße 37
Traufenhaus mit Rauputzfassade, im Vergleich mit hist. Fotos an der Bildstelle des AGM wildes Bruchstein-Mauerwerk. In holzgefasster Nische über der Haustür hinter Glas Madonna mit Kind, weißer Scherben wohl 20. Jh. Die Nische ist als ursprüngliche Einlassung in der modernen Fassade erhalten worden, Holzrahmen und Figur offensichtlich jüngeren Datums.
Standorthinweis: Herbert Reimer
Dechant-Brock-Straße 87
Giebelständiger Bruchsteinbau, Eingang traufseitig, giebelseitig Nische mit Metallrahmen in kunststoffverkleideter Fassade eingelassen. Kreuzigungsgruppe[1] in Nische hinter Glas. Vier-Nagel-Kreuzigung[2] auf Suppedaneum[3], Holzkreuz auf hölzernem Sockel mit Maßwerk, Balken mit Kleeblattenden.
Das Kruzifix von der Panoramasicht aus geschätzt auf a1900, die beiden Begleitfiguren aus anderer Fertigung und in ursprünglich wohl anderem Zusammenhang.
[1] Hier wie üblicherweise: Gekreuzigter Christus mit Maria Jungfrau Gottesmutter und dem hl. Johannes Ap.
[2] Die Vier-Nagel-Kreuzigung (2:2, je zwei Nägel für Hände und Füße) war – trotz kontroverser frühchristl. Diskussion – die Ikonographie der Romanik, wurde ab dem 13. Jh., wohl beeinflusst durch das Turiner Grabtuch (1206), vom Drei-Nagel-Kruzifix (2:1) abgelöst, lebte dann aber wieder seit dem Barock und vor allem in der Aufbruchstimmung nach dem Zweiten Weltkrieg auf.
[3] Stützendes Fußbrett. Biblische Anleihe für die Ikonographie mag Psalm 99.5 in christlicher Interpretation liefern, und zwar in dem Schemel: das Suppedaneum ist in der Antike die insignienhafte Fußbank vor dem Thron eines Herrschers.
Friedensstraße 18
Traufenhaus in der Siedlung Diepenlinchen, moderne Klinkerfassade mit aufgelassener, relativ großer Konche. Madonna mit Kind, moderne Ausführung, Illumination der Tradition nachempfunden.
Beispiel für eine Zeitenwende: Bei der Siedlung Diepenlinchen handelte es sich ursprünglich um NS-Wohnungsbau durch die "Deutsche Arbeitsfront"; Postulate kath. Glaubens waren unerwünscht.
Gressenicher Straße 29
Traufständiges Haus aus Bruchstein, nach Maueranker von 1864, seit zumindest Anfang des 20. Jh.s Nutzung als Gaststätte. In dem von der Markise unten verdecktem Türsturz über dem traufseitigen Eingang erkennbar: Initialen "Chr. J." und Christusmonogram "IHS"[*] mit lat. Kreuz.
[*] IHS = Jesus, oder: Iesus Hominum Salvator "Jesus, Erlöser der Menschen", volksetymologische Deutung häufig: "Jesus, Heiland, Seligmacher"
Krewinkel 24
Hofanlage, am giebelständigen Wohnhaus – verputzter Steinbau, vermutl. Bruchstein – traufseitig im Türsturz auf dem angeblich darunter noch erhaltenem ursprünglichen Schlussstein aufgesetzte moderne Kopie desselben, Blaustein, Inschrift "1778" / Emblem / Initialen "M/M", "B/W".
Brauhaus ?
Lt. Besitzerangaben [!] ist die Kopie des Schlusssteins orginalgetreu [!]:
Das Emblem gleicht denen an den nachweislich ursprünglichen Brauhäusern in Gressenich, Römerstraße 18, und Dorff, Pfarrer-Gau-Straße 26; das in Gressenich war zugleich Gerichtsstätte (davon die Bezeichnung "Pannhaus" oder kurz "Pannes" von lat. poena Strafe). Es mag sich hier wie dort um eine Maischkrücke gekreuzt mit einer Malzschaufel handeln.
Die Anlage Krewinkel 24 war an einem gut frequentierten Pilgerweg gelegen, nämlich am historischen Jakobsweg.[*] Die Lage an einem Pilgerweg brachte Publikum und war insofern stets von ökonomischem Interesse. Dies und der Umstand, dass infolge der Teilung Krewinkels zwischen der Abtei Konelimünster und dem Jülicher Fürsten die Anlage Jülicher Jurisdiktion und damit nicht dem Brauzwang in Mausbach und Gressenich unterlegen gewesen sein dürfte, lässt die Annahme eines Brauhauses aus dem Hauszeichen heraus plausibel erscheinen.
[*] Annette Heusch-Altenstein, Karlheinz Flinsbach (2014): Wege der Jakobspilger im Rheinland. 5., überarb. Aufl. Köln: J.P. Bachem Verl. (Jakobswege, Bd. 1). S. 155. — Anm. dazu cf. Denkmale am Jakobsweg.
Krewinkel 61
Hofanlage, am giebelständigen Wohnhaus aus Bruchstein traufseitig im Mauerwerk über Türsturz und Fenstersims eingelassener Keilstein, Blaustein, Inschrift "ANO · 1813" / in Strahlenkranz[1] Monogramm "IHS / W" mit stumpfendigem Tatzen(?)kreuz auf dem "H" / Initialen "M · I · W / C · G · R".
Die als "W" erkennbare Eintiefung unterhalb des Monogramms "IHS" ist entweder eine Interpretation von Kreuznägeln (für die Vier-Nagel-Kreuzigung[2]), dann ist "IHS" = Jesus (oder: Iesus Hominum Salvator "Jesus, Erlöser der Menschen"), oder verleiht unter Rechtschreibefehler (cf. Inschrift "ANO" mit spiegelverkehrtem N) dem Monogramm die Bedeutung: In Hoc Signo / Vinces "In diesem Zeichen wirst du siegen" ("Zeichen" bezogen auf das Kreuz) und damit Ähnlichkeit zu Vichter Straße 33.
[1] IVm. IHS Jesuitenemblem.
[2] Die Vier-Nagel-Kreuzigung (2:2, je zwei Nägel für Hände und Füße) war – trotz kontroverser frühchristl. Diskussion – die Ikonographie der Romanik, wurde ab dem 13. Jh., wohl beeinflusst durch das Turiner Grabtuch (1206), vom Drei-Nagel-Kruzifix (2:1) abgelöst, lebte dann aber wieder seit dem Barock und vor allem in der Aufbruchstimmung nach dem Zweiten Weltkrieg auf.
Vichter Straße 4
Baudenkmal
Traufständiger Bruchsteinbau, in vergitterter Konche aus Blaustein über dem Sturz der traufseitigen Haustür Madonna mit Kind.
Vichter Straße 12
Traufständiger Bruchsteinbau, lt. Maueranker 1906 errichtet/erneuert. In ziegelgefasster, vergitterter Nische über dem Sturz der Haustür Klagende Maria (?, Maria Magdalena ?) mit Kruzifix im Arm.
Vichter Straße 33
Baudenkmal
Hofanlage mit giebelständigem Wohnhaus, Bruchstein. Schlussstein aus Blaustein im ziegelgemauerten Torbogen, Relief: Inschrift "I. F. KOR" / Monogramm "IHS / V"[*] mit lat. Kreuz / Inschrift "1867". (Cf. Krewinkel 61.)
[*] IHS / V = In Hoc Signo / Vinces "In diesem Zeichen wirst du siegen" ("Zeichen" bezogen auf das Kreuz)
Vichter Straße 53
Bau traufständig, a1900. In mit Fries bekrönter Nische zwischen Türzsturz und Fenstersims hinter Glas Herz Maria Immaculata[*].
[*] Immaculata = Unbefleckte
Schevenhütte
Langerweher Straße 14
Traufenhaus aus Bruchstein Ende 19. Jh./a1900, in mit Blaustein eingefasster Nische über Haustür hinter Glas in Metallfassung Hausmadonna Immaculata[*], weißer Scherben 20./21. Jahrhundert.
[*] Immaculata = Unbefleckte
Unterstolberg
Bierweiderstraße 19
Traufständiges Haus aus Bruchstein, im Sturz der Eingangstür Relief: Ankersymbol[*], darin "W B", "C P" / "1848". Über dem Anker evtl. Handwerkerzeichen (Zirkel und Winkel über Hobel (?) = Tischler).
Der Anker möchte annehmen lassen, dass hier im Revolutionsjahr 1848 (bürgerliche Revolution und Versuch sozialer Revolution) ein traditionelles, rückwärtsgewandtes Bekenntnis postuliert worden ist.
[*] Anker = christl. Symbol für Zuversicht, Hoffnung und himmlische Seligkeit (Hebräer 6,18-19)
Vicht
Eifelstraße 13
Baudenkmal
Klassizistischer, giebelständiger Bruchsteinbau, rechts moderne Anbauten (holzgestützte Überdachung nach 2019). Ehemaliges Gemeindehaus.
Im Westgiebel unterhalb der Attika Figur des Agnus Dei "Lamm Gottes", goldfarbenes Lamm mit Banner auf versiegeltem Buch ruhend.
Gold steht für göttlich, das Lamm als Symbol für Reinheit und Unschuld und in Anlehnung an den Opferbrauch zum jüdischen Pessachfest für das den Menschen dargebrachte Opfer Jesu, das Banner für dessen Auferstehung; daher "Osterlamm", der Feier der Auferstehung zu Ostern wegen. Typischerweise ist das hier in der Figur graue Banner die am waagerechten Schaft (Kreuz) wehende Siegesfahne mit rotem Kreuz (für das Blut und die Kreuzigung Christi) auf weißem Feld (für die Reinheit des Opfers) und wird halbtransparent, als Symbol der himmlischen Sphäre dargestellt. Das Buch mit den vier Siegeln steht für die Bibel: Offb. 6,1-8: vier Siegel der vier apokalyptischen Reiter.
Maßwerk Eingang, im Deckstein der Türeinfassung Relief: Inschrift "1750", mittig unterbrochen von Kartusche, darin mittig Herz [= Herz Jesu] in Rankenwerk, über dem Herzen drei Kreuznägel, im Herzen "H I / [sechsstrahliger Stern/Sternlilie]", die Kartusche links und rechts vertikal mit Engel-(evtl. Lilien-)fries.
Eifelstraße 77
Traufständiger Bau mit Zwerchhaus, in der Kunsstoffverkleidung der Fassade ausgespart Rest eines Fries auf Gesims (?) mit Globus cruciger[*].
[*] Globus cruciger = kreuztagende Weltkugel, Symbol des Anspruchs der Weltherrschaft Christi/der Kirche
Eifelstraße 96
Baudenkmal
Traufenhaus, Bruchstein, ursprüngl. angebautes Backhaus und insges. im Ensemble mit Eifelstraße 98 Wohn- und Gesindehaus im Feld überwiegend landwirtschaftlicher Nutzung und Hauderei mit evtl. Gästezimmern. Tür-Einfassung traufseitig aus Blaustein, Schlussstein im Türsturz mit Relief: Achtstrahliger goldfarbener Stern[*], eingetieft goldfarben ausgefüllt "J K AES / 1840", Ausmalung des Reliefs modern.
[*] Goldener achtstrahliger Stern = Symbol für die jungfräuliche Gottesmutter Maria, die auf dem Meer des Lebens als Stella maris "Meeresstern" die Richtung weist / Stern von Bethlehem, der die Weisen zur Krippe führt (Mt 2,2)
Christian Altena, Bauhistoriker und Stadtarchivar in Stolberg, erinnert bei Facebook(Abruf 10.6.2024) an die Gewerbefreiheit von 1810, wonach es sich im Relief um einen Brauerstern handeln könnte. Quellen dazu sind nicht angegeben.
Replik: Mit der Gewerbefreiheit wurde der Zunftzwang aufgehoben (zuvor schon im Linksrhein. von den Franzosen). Der Brauerstern ist ein Zunftzeichen, das üblicherweise als Hexagramm, also als ein aus zwei Dreiecken gebildeter, durchbrochener sechstrahliger Stern, und überwiegend aus Süddeutschland bekannt ist (cf. Stadtbibliothek Nürnberg, Mendel 1, Amb. 317.2° Folio 21 r.). Der Stern im Relief hier ist achtstrahlig. Der achtstrahlige Stern kommt auch mit dem Christusmonogramm wie an einem ehem. Backhaus in Dorff vor. In Hauszeichen nachweislicher Brauhäuser in hiesiger Gegend finden sich Maischkrücke gekreuzt mit Malzschaufel als Emblem der Brauerei (cf. die Brauhauszeichen in Dorff (sicher) und Gressenich (sicher), evtl. Krewinkel). Es ist denkbar, dass sich neue Unternehmer nach Aufhebung des Zunftzwangs der Zunftzeichen zur Bewerbung bedient haben. Ein örtlich zumindest ungewohntes Zeichen wäre jedoch befremdlich. – Die einschlägige Literatur (R. Dreuw (2002): Vicht 4b; Vichter Gasthäuser seit 1800) gibt keinen Hinweis auf ein Brauhaus hier. In der Erhebung zur Klassensteuerrolle von 1888 (= R. Dreuw (1996): Vicht 4a, S. 65) werden Eifelstraße Nrn. 96 und 98 als landwirtschaftliches Ensemble mit zwei Steuerpflichtigen zusammengefasst, auf Nr. 96 ist ein "Ackerer" (preußisch für Kleinbauer), zugleich Fuhrmann und dann auch Bäcker ansässig, ein Backhaus soll rechts am Gebäude angebaut gewesen sein. – Jedenfalls haben Brauerstern und Goldener Stern gleichermaßen (be-)schützende Bedeutung.
Eifelstraße 116
Baudenkmal
Traufständiger Bruchsteinbau, Hauseingang mit Gesims über der Türeinfassung, im Deckstein der Fassung Relief: J.[akob] H.[illemanns] – Zange und Hammer gekreuzt, rechts begleitet von evtl. Feuerschlange Aspis[1] – [∞] E.[lisabeth] L.[äufer] 1850.
Die Werkzeugabbildung mit Feuerschlange Aspis deutet auf einen Schmied: Jakob Hillemanns (1803-1882) war Sohn des Johann Jakob Hillemanns (1770-1856), 1812 als Schmied erwähnt[2]. In der Erhebung zur Klassensteuerrolle von 1888[3] wird ein Hermann Hillemans als Ackerer[4] in der Eifelstraße 116 genannt.
[1] Feuerschlange Aspis = herald. gemeine Figur, Zunftzeichen der Schmiede, als Feuer speiend (Drache, Lindwurm) der griech. Mythologie nachgebildete Schlange, die aus dem Blut der Medusa entstanden ist
[2] A. und R.L. Sauer (s.a.): Crasciniaci, Bd. G-I, S. 2964, 2972
[3] R. Dreuw (1996): Vicht 4a. S. 66
[4] Ackerer = Im Beamtendeutsch Preußens: Kleinbauer
Leuwstraße 54
Traufenhaus aus Bruchstein a1900 mit leerer, original eingelassener Nische über der Haustür.
Leuwstraße 58
Traufenhaus aus Bruchstein a1900. In mit Blaustein eingefasster Nische über der Haustür Maria Königin mit Kind, weißer Scherben/Steingut.
Werth
Dorfstraße 49
Giebelständiger Bruchsteinbau, in "Kapellche"[1] an der nördlichen Giebelseite über zugemauerter Tür betende Madonna Immaculata[2], weißer Scherben hinter Glas.
Das Haus wurde 1924-1927 erneuert (laut Maueranker 1928). Kriegsbeschädigung, Erneuerung der Giebelseite in den 1990er Jahren, li. im Bild: Mauerzeichen (Steinmetz- od. Maurerzeichen, gleicherweise Marienstraße 12), dabei Öffnung der ursprünglichen Nische. Figur Neuware der 1990er aus Altötting (Bayern), Schmiedegitter von Josef Braun (Werth), 1990er. Bei Dunkelheit wird das "Kapellche" elektrisch illuminiert.
[1] Kapellche = Diminutiv von "Kapelle", volkstümlich für die Konche mit Heiligenfigur
[2] Immaculata = "Unbefleckte
Hinweise zur Hausbaugeschichte: Bernhard Herzog (Werth), 2024.
Grenzweg 17
Traufständiger Ziegelbau a1900, in "Kapellche"[*] über Haustür Madonna mit Kind. Maria in außen blauem, innen rotem Gewand und gekrönt. Figur (Gips?-) Guss original a1900, "vor langer Zeit" neu bemalt, insgesamt verwittert, Jesuskind weiter beschädigt.
[*] Kapellche = Diminutiv von "Kapelle", volkstümlich für die Konche mit Heiligenfigur
Hinweise zur Hausbaugeschichte: Bewohnerin, 2024.
Zweifall
Döllscheidter Straße 2
Alte Schule (Mittelklasse) in Zweifall, Traufenhaus von 1872 aus Bruchstein, nach Ost (rechts) giebelständig vorspringender Anbau von 1900.
In weißem Zwerchhaus nach Süd betende weiße Maria Immaculata[1] mit goldfarbenem Sternenkranz als Nimbus. Luchte mit Fries weißer Lilien[2] und daraus in der Spitze aufsteigendem goldfarbenem Globus cruciger[3] mit überproportional großem Kreuz mit Kleeblattenden bekrönt.
Der Bau wurde nach Koch et al. (1968) als Schule errichtet und dem angegebenen Datum als auch dem Baustil nach also im Kulturkampf (Konflikt Staat/Kirche 1870 - 1884/7). Augenscheinlich gehörte das Zwerchhaus von Anfang an zu dem zweckbestimmten Bauwerk. Dies möchte gut passen, denn 1872 wurde der Kirche mit dem Schulaufsichtsgesetz vom 11. März 1872 in Preußen die Schulaufsicht entzogen und die kirchliche Schulinspektion (auch jene durch die ev. Kirche) durch eine staatliche Aufsicht ersetzt. Daher wohl die, wie zum Trotz die Fassade dominierende Figur katholischen Bekenntnisses an eben gerade der Schule. Von vergleichbaren Noten zivilen Protests zeugen die Herz-Jesu-Figuren wie in den Konchen an Jägerhausstraße 23 in Zweifall und Römerstraße 54 in Gressenich.
[1] Immaculata = Unbefleckte
[2] Lilie = Symbol der jungfräulichen Gottesmutter Maria
[3] Globus cruciger = kreuztagende Weltkugel, Symbol des Anspruchs der Weltherrschaft Christi/der Kirche
Heinrich Koch (Hrsg.): Zweifall; Wald- und Grenzdorf im Vichttal. Unter Mitarbeit v. Ella Bieroth, Günter Hörnig, Werner Kleingarn et al. Zweifall, 1968. S. 324.
Frackersberg 1
Baudenkmal
Giebelhaus aus Bruchstein mit Schutzmantelmadonna, Guss, in Nische über Türsturz aus Blaustein. Im Türsturz eingelassene Inschrift "B. Bengel / A.H. Düjardin / 1863".
Jägerhausstraße 23
Baudenkmal
Traufenhaus aus Bruchstein, nach Angabe im Türsturz 1877 errichtet. Herz-Jesu-Figur in offener Nische unter dem Giebel Westseite.
Konche und Figur lt. Besitzerangaben seit Errichtung des Hauses, also in der Zeit des Kulturkampfs (Konflikt Staat/Kirche 1870-1884/87), in der die Herz-Jesu-Verehrung als Postulat kath. Bekenntnisses gegen den Staat weite Verbreitung genossen hat. (Cf. Döllscheidter Straße 2, Römerstraße 54.)
Jägerhausstraße 32
Baudenkmal
Traufständiges Bruchsteinhaus. Zwischen Türsturz und Fenstersims in holzgerahmter Nische hinter Glas betende Maria Immaculata[1], blau/golden, unter Rose[2] als Baldachin.
[1] Immaculata = Unbefleckte
[2] Rose = Symbol der jungfräulichen Gottesmutter Maria
Jägerhausstraße 82
Traufständiger Bruchsteinbau, erbaut a1900. Auf Blausteingesims zwischen Türsturz und Fenstersims holzgerahmte Nische mit hinter Glas in Blumenschmuck aus Plastik gekrönter Figur, rechte Hand segnend, in linker Hand Globus cruciger[*] (?).
[*] Globus cruciger = kreuztagende Weltkugel, Symbol des Anspruchs der Weltherrschaft Christi/der Kirche
Jägerhausstraße 90
Traufständiger Bruchsteinbau, erbaut a1900. Zwischen Türsturz und Fenstersims Nische mit Metallrahmen, hinter Glas barmherzige Maria mit Kind, evtl. Fayence. Figur wahrscheinl. jünger.
Jägerhausstraße 94
Traufständiger Bruchstein, erbaut a1900. Zwischen Türsturz und Fenstersims Nische mit aufgesetztem Holzrahmen, hinter Glas in Blumenschmuck aus Plastik Maria mit Kind.
Stolberger Ortsteile
Straßen
- Alt Breinig
- Auf der Eiche
- Bierweiderstraße
- Dechant-Brock-Str.
- Döllscheidter Str.
- Dorfstraße
- Eifelstraße
- Frackersberg
- Friedensstraße
- Gracht
- Gressenicher Straße
- Grenzweg
- Hostetstraße
- Jägerhausstraße
- Krauthausener Straße
- Krewinkel
- Langerweher Str.
- Leuwstraße
- Marienstraße
- Pfarrer-Gau-Str.
- Römerstraße
- Vichter Straße
Das Interesse der Forschung an Hausfiguren und Hauszeichen als Gegenstand regionaler Kunst- und Kulturgeschichte geht freilich weit über Stolberg und das Rheinland hinaus. Es besteht seit etwa den 1920er-Jahren, wobei eine hohe Bestandsdichte an Hausfiguren süddeutsche Zentren, insbesondere Würzburg fokussiert hat (cf. Würzburg-Wiki: Hausmadonnen). Vor wenigen Jahren nun hat auch der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz ein Forschungsprojekt angestoßen, um die identitätsstiftende Bedeutung von Hausfiguren und Hauszeichen in der Euregio Maas-Rhein aufzuhellen (KuLaDig LVR: Hauszeichen).
Herbert Reimer vom AGM hat Verwandtes und Verbindendes über die Euregio Maas-Rhein hinaus fotografiert: Hausfiguren in der Concessie in De Haan