Kleindenkmale

Erinnerungskultur im Raum der fünf Dörfer

Ortshistoriographie in Kleinkunst, Kunsthandwerk und Realien aus dem Raum der fünf Dörfer der ehemaligen Gemeinde Gressenich: Der Arbeitskreis Geschichte Mausbach sammelt unter Beachtung der gesetzlichen Vorschriften Gegenstände des Alltagslebens zur Erforschung und Beschreibung der materiellen Kultur. Er ist ferner um die Erforschung und den Erhalt von ortsfesten Kleindenkmalen bemüht und fördert und begleitet in Erinnerungskultur auch die Errichtung neuer Denkmale.

Mausbach

Ahns-Kreuz

Das sog. Ahns-Kreuz in Mausbach, Krewinkel, erinnert an den gewaltsamen Tod des Johann Wilhelm Ahns, Gastwirt aus Vicht.

Es habe sich an einem 23. Oktober und zwar an einem Sonntag, so heißt es im Mausbacher Pfarrbrief, ereignet, dass der Wirt zu Tode kam. Nach der Inschrift auf dem 2021 wegen Verwitterung entfernten Denkkreuz im Jahre 1881, nach Überlieferung und dem Mausbacher Chronisten Arnold Ortmanns im Jahr 1883 und so ist es auch auf dem 2022 erneuerten Denkkreuz verzeichnet. Das Vichter Sterbebuch indes weist den Tod eines Johann Wilhelm Ahns auf Freitag, den 23. Oktober 1881 aus. Vermutlich ist ein erstes, laut Ortmanns 1930 bereits nicht mehr erhaltenes Denkkreuz 1883 errichtet und am 23. Oktober desselben Jahres, einem Sonntag, eingesegnet worden, und es kam daher zu einer Verwechslung des Datums.

Anlass des für Wilhelm Ahns bedauerlichen Vorfalls war ein Jagdausflug mit dem Nachbarn Peter Wilhelm Wisgen aus Vicht. Sehr zum Missfallen soll sich dessen Flinte beim Sprung über einen Graben im Erlbusch bei Buschhausen entladen und Wilhelm Ahns verzögert im Forsthaus, aber doch vorzeitig aus dem Leben abgerufen haben.

Zum Gedenken des Ereignisses wurde ein Wegekreuz aus Holz aufgestellt, nach allem also 1883, und nach dem bis 2021 erhaltenen Kreuz mit einer Tafel über dem Mittelbalken mit kursiver Inschrift: "Betet / für die Seele / des hier / am 23. Oktober 1881 / verunglückten / Wilhelm Ahns / aus Vicht".

Das verwitterte Denkkreuz ist im Mai 2021 von Nachbarn in Sicherheit gebracht und dazu bis auf den Stumpf in der Bodenhülse entfernt worden. Diesmal erregte die solcherweise "kahle" Stelle Missfallen. Der AGM trat daher an den Zimmerermeister Rolf Conrads heran, der daraufhin nach dem Vorbild des entfernten Kreuzes ein neues angefertigt und den Mausbachern gestiftet hat. Dieses Kreuz weicht denn auch nur in der Jahreszahl 1883 und zum Vorteil von Wilhelm Ahns von der Inschrift des Vorbilds ab.

Das neue Kreuz wurde am 26. September 2022 – Verwechslungen vorbeugend: ein Montag – im Anschluss an eine in der Barbara-Kapelle in Krewinkel von Pastor Norbert Bolz gelesene Messe von demselben eingesegnet.

Heinrich

"Heinrich" ist eine Edelstahl-Plastik von Albert Sous. Der aus Mausbach stammende Bildhauer und Gold- und Silberschmied hat die 2,60 Meter hohe Figur auf dem Rest einer Säule der am 7. Oktober 1944 gesprengten Mausbacher Markuskirche installiert. "Heinrich" ist im Juli 2020 zwischen der 1948 wiedererrichteten Kirche und dem Pfarrheim aufgestellt worden, und zwar genau an der Stelle, an welcher der Rest der fallenden Säule zu liegen gekommen ist – Albert Sous ist auf Authentizität bedacht gewesen.

Mit seinem Kunstwerk erinnert der Künstler an das Ende des Zweiten Weltkriegs, den er, geboren 1935, als Kind in Mausbach erlebt hat. Er verbindet mit dem Kunstwerk auch persönliche Verluste und Erfahrungen, so den Verlust seines Bruders Heinrich, der ein Opfer des Kriegs geworden war. So zerstörte der Krieg, so zerstört jeder Krieg das Leben vieler Menschen, aber auch viele materielle und kulturelle Werte.

Albert Sous möchte mit diesem Mahnmal ein Zeichen gegen das Vergessen setzen und an alle Opfer des Kriegs und der verbrecherischen Diktatur der Nazi-Herrschaft erinnern, verbunden mit der Hoffnung, dass kommenden Generationen bittere Geschehnisse, wie sie die Vorfahren erleben mussten, erspart bleiben mögen.

Projektkatalog